Mittwoch, 14. Mai 2014

Zurück ins Landratten-Dasein

Es ist Nacht. Komische, nicht zuordenbare Geräusche sind zu hören. Irgendwo da draußen. Etwas ist anders. Mein Fuß will sich wie gewohnt an der Holzwand entlangtasten, die meine Matratze begrenzt... und findet sie nicht.
Plötzlich fällt es mir wieder ein. Ja, mein Bett ist weg. Besser gesagt, das ganze Schiff. Denn seit gestern wohnen wir nicht mehr in unserer 4m² Kabine auf der Cara Mia, sondern in einem kleinen Ferienappartement. Mit echtem Bett. Echten Wänden. Echter Tür. Echter Dusche. Und ohne Schaukeln.
Wir sind wieder Landratten geworden.
Bis es soweit war, ist allerdings noch ein bisschen was passiert...

Von Messina immer Richtung Nordost


Vorbei am mittlerweile dritten U-Boot. Diesmal hat es uns sogar Wegerecht gegeben ;-)

Bis nach Leuca. Und dem imposanten Leuchtturm an der Fersenkante Italiens.

So schaut er dann bei Tag aus. Auch nicht schlecht.

In Leuca spazieren wir nach einer Überfahrt mit Windlotterie kreuz und quer herum.

Über Nacht geht's weiter nach Brindisi an den Stadtkai.

Auf den ersten Blick nur hässliche Industriestadt, bei näherem Hinsehen aber ganz anders. Wir liegen Mitten in der Stadt. Vor unserer Nase wird gerade für die lokale Bootsmesse aufgebaut. Bevor wir dort als Exponat landen, machen wir uns aber wieder aus dem Staub. Die Adria liegt noch vor uns.

Hafenausfahrt Brindisi

Im Vergleich zu allen anderen Teilstrecken schaut die Adria auf der Landkarte aus wie eine kleine Badewanne. Diese Anmaßung nimmt uns das Meer allerdings übel, und wir bekommen als Dank eine Gewitternacht mit viel Schiffsverkehr serviert. Nass, aber trotzdem schön.

Abendstimmung irgendwo zwischen Italien und Kroatien/Albanien. Am Horizont düst eine Regatta daher.

Frachter, Regatta und wir irgendwo mitten drin.

Spi und Sonnenuntergang. Ja, es war eine schöne letzte Nachtfahrt. Zumindest am Anfang.

Und in der Früh, als sich die Gewitter langsam verziehen, taucht Vis auf. Als ob wir gestern hier gewesen wären.

Back in Croatia

Wir ankern in der Bucht von Komiza, schlendern durch die Stadt, beobachten die anderen Schiffe... alles ist normal. Ganz normal. Würde ich nicht den Sack mit dem Sturmsegel am Vorschiff sehen und eine große Rettungsboje am Heckkorb hängen, es wäre wie jede andere normale Charterwoche.


Diesmal geht sich die Erkundung der blauen Grotte gegenüber von Vis aus. Abenteuerliche Einfahrt und wunderschön drinnen.


Am nächsten Tag fahren wir nach Vis-Stadt, klatschen für die Boote, die gerade vom Adriatic Race zurückkommen und verkriechen uns bei Bora auf die Salooncouch. Einfach lesen, lesen, lesen. Damit ist nach 8 Monaten auch geklärt, wofür das monströse blaue Ding ist, das den halben Saloon ausfüllt und dessen Polsterung aus unerklärlichen Gründen, sich immer irgendwie feucht anfühlt.

Ach ja, und in der Nacht bin ich mir ungefähr fünf Mal ganz sicher, dass unser Boot abtreibt. Erstens weil davon geträumt und zweitens, weil der Wind zum Spaß trotz Bora immer wieder die Richtung ändert und sich 40 Meter Kette wunderbar in der ganzen Bucht verteilen. Schlussendlich sind wir natürlich nicht abgetrieben. Der riesige Schlammklumpen, der beim Kette raufholen zwei Tage später an unserem Anker klebt, hat gute Arbeit geleistet.

Vis Stadt im Sonnenuntergang. Vor der Bora

Die ist erst am nächsten Tag gekommen. Unser Schiff links.


Ein ganz normales Charterschiff

Die letzten Tage verbringen wir in einer einsamen Bucht und demontieren ein Hochseeschiff, das 12.000 Meilen durch die halbe Welt gedüst ist, wieder zu einem Kroatien-Charterschiff. Am Schluss sieht sie sehr nackt aus. Und im Saloon stapelt sich unser Hab und Gut der letzten Monate. Still, leise und sehr unspektakulär kommen wir an einem ganz normalen Donnerstag Abend in der Marina an.

Back in Marina. Unser Schiff ganz vorne.

Flaggenparade zum Abschluss.


Und ein Auto voll Kisten und Glump und Zeug.

Die Gummistiefel haben ihren Dienst schon im Mittelmeer auf halbem Weg quittiert und sind Leck geworden.
Nun verabschieden sie sich Richtung Müll.

Zu guter Letzt...


spazieren wir in Murter von Bucht zu Bucht. Noch können wir nicht ganz realisieren, dass wir angekommen sind. Nein, viel mehr kann ich nicht einmal glauben, dass wir überhaupt weg waren. Nur ab und zu zieht ein vages Bild vorbei. Von großen Wellen und schönen Stränden. Hitze und Kälte. Stress und Müdigkeit. Glück und Angst. Eben all das, was man während einem kleinen Segelabenteuer halt so erlebt...

Cara Mia wird bald wieder in Kroatien ihre Runden drehen. Falls sie gelegentlich per Autopilot und Vollgas unkontrolliert Richtung Südwesten abbiegt, können wir ihr das nicht übel nehmen. Die Säulen des Heracles in Gibraltar rufen nach ihr. Sie war das beste, verlässlichste und schönste Charterschiff, dass es bis in die Karibik und vor allem wieder zurück geschafft hat. Sogar mit der komische blaue Couch im Saloon haben wir uns schlussendlich angefreundet.


Und wir schauen uns jetzt drei Tage und Nächte nur witzige Filme im Internet an und dann...

... überlegen wir uns ein neues Abenteuer.